Vienne
Musik: Barbara / Roland Romanelli
Text: Barbara
(1972)

Wien
deutscher Text von
Hannes Linder
(2005)

La Fleur d'Amour (1972)


den französischen Originaltext
findest Du in diesem Buch:



Barbara
Ma plus belle histoire d'amour
l'oeuvre intégrale

Éditions Archipel


Wenn ich dir heute Abend aus Wien schreibe
Hätte ich gerne, dass du verstehst
Dass ich die Abwesenheit
Als letzte Chance gewählt habe
Unser Himmel wurde so schwer

Wenn ich dir heute Abend aus Wien schreibe
Oh, wie ist der Herbst schön in Wien
Dann ohne zu überlegen
Ich habe es vorgezogen zu gehen
Und ich bin in Wien ohne dich

Ich laufe, ich träume in Wien
Zu einem Walzer im Hintergrund
Es scheint, dass sich Schatten
Drehen und verschmelzen
Wie waren sie schön, die Abende von Wien

Dein Brief muss meinen gekreuzt haben
Nein, ich will nicht, dass du kommst
Ich bin allein und dann bin ich
Gerne frei, oh, ich liebe
Dieses Exil in Wien ohne dich

Eine alte österreichische Dame
Wie es sie nur in Wien gibt
Beherbergt mich, in meinem Zimmer
Hängen, purpur- und bernsteinfarbig,
Schwere Seidenwandbehänge

Es ist schön, durch die Fensterläden
Sehe ich den Stephansdom
Und wenn der Abend niedersinkt
Ist es blau, grau und malvenfarbig
Und die Nacht über den Dächern
Wie ist das schön, Wien
Wie ist das schön, Wien

Jetzt ist es schon eine Woche her
Seit ich allein in Wien lebe
Es ist komisch, dieser Zufall
Ich habe letzthin abends
Unsere Freunde aus Luntachimo getroffen
Es war vor einer Woche
Sie waren auf der Durchreise in Wien
Sie haben nicht gefragt
Aber sie waren erstaunt
Mich in Wien ohne dich zu sehen

Ich spaziere
Ich fühle mich gut, ich fühle mich gut
So gut
Ich fühle mich gut, so gut
Und dann von Woche zu Woche
So geht es, ich lebe allein in Wien
Deine Briefe werden seltener
Vielleicht hast du anderswo
Das Vergessen gefunden
Ich lese, ich schreibe und dennoch
Wie ist er lang, der Herbst in Wien

In diesem Doppelbett
Friere ich manchmal nachts
Plötzlich fehlst du mir
Wie ist das lange, Wien
Wie ist das weit weg, Wien

Wenn ich dir heute Abend aus Wien schreibe
Liebling,
Dann, weil du kommen musst
Ich bin gegangen, verzeih mir
Unser Himmel wurde so schwer
Aber du, von Paris bis Wien
Am andern Ende einer unsichtbaren Kette
Lauerst du auf mich, so denke ich
Du spielst den Gleichgültigen
Und du hast mich, trotz allem, bewacht

Es ist Mitternacht an diesem Abend in Wien
Mein Geliebter, du musst kommen
Du siehst, ich fühle mich verlassen
Er ist so schon, der Herbst
Es ist so schön, Wien
Mit dir
Komm.
 

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